Burnout und Boreout: Was führt dazu und
wie lassen sich Symptome frühzeitig erkennen (bzw. verhindern)?
Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, als eine Pandemie unseren Alltag beherrschte und viele Menschen keine andere Möglichkeit sahen, als von zuhause aus zu arbeiten. Langsam verging ein Jahr inmitten der Pandemie und dann, ganz allmählich kehrten die Arbeitnehmenden wieder zurück in ihre Büros – manche mehr, manche weniger.
Heute wechseln viele Menschen, zwischen Arbeitstagen im Büro und Tagen im Homeoffice, sie verfolgen ein hybrides Arbeitsmodell, das flexible Arbeitszeiten und -orte zur neuen Normalität werden lässt. Vielleicht zu viel Normalität? Denn die Pandemie brachte auch gute Seiten mit sich:
In Zeiten, in denen der Virus die Arbeitswelt zum Umdenken aufforderte, haben sich viele Menschen eine gewisse Entschleunigung angeeignet. Doch so schnell der Virus den hohen Stellenwert in unserem Leben verlor, so schnell wurde auch der „verlangsamte“ Alltag hinter uns gelassen und das hektische Leben voller Verpflichtungen wieder aufgenommen.
Und schon ist auch das erste Burnout nicht mehr weit – dieses geht heute allerdings Hand in Hand mit dem sogenannten Boreout einher.
Burnout und Boreout: zwei scheinbar verschiedene Phänomene, aber in Wahrheit sehr ähnlich.
Sehen wir uns an, was die Aspekte der beiden Phänomene sind, durch welche Faktoren sie ausgelöst werden und wie sich HR-Verantwortliche, aber auch Führungspersonen, dessen bewusstwerden und bestmöglich damit umgehen können.
Was versteht man unter einem Burnout?
Sie haben das Gefühl, sie stehen kurz vor einem Burnout? Vermutlich sind sie bereits mittendrin! Denn dieser Zustand wird häufig nicht nur durch einen spezifischen Stressmoment ausgelöst, wie etwa die Teilnahme an einem Wettbewerb, eine unaufschiebbare Deadline oder das Hinarbeiten auf die Gehaltserhöhung. Der Auslöser eines Burnouts ist häufig vielmehr die konstante Aussetzung von Stress, über Wochen oder sogar Monate hinweg.
Es handelt sich also um ein Krankheitsbild, das als arbeitsbedingter Stress definiert werden kann, zum einen, weil es mit dem ausgeübten Beruf zusammenhängt und zum anderen, weil es dazu führt, dass psycho-physische Ressourcen erschöpft werden und sich negativ auf die Psyche eines Menschen auswirken. Dies kann sich unter anderem in vermehrter Nervosität, Unruhe oder Apathie äußern. Die seelischen Schmerzen können sogar zu körperlichen Problemen, wie Schlaflosigkeit, Hautausschlägen, ständigen Kopfschmerzen oder Appetitlosigkeit führen.
Während man früher dachte, dass nur helfenden Berufe, also Personen, die eine Tätigkeit ausüben, bei der es um die Unterstützung anderer Menschen geht, von einem Burnout betroffen sein können, so betrifft es heute fast jeden, vor allem in einer Zeit, in der die Pandemie noch immer zu spüren ist.
Was verursacht Burnouts?
Ein Burnout kann in der Tat durch berufliche Überlastungen verursacht werden, etwa wenn von einer Person beruflich weit mehr gefordert wird, als sie bewältigen kann, sie sich konstant unter Druck gesetzt fühlt und dadurch unter einer starken emotionalen Belastung leidet. Noch anfälliger sind Arbeitnehmende, die bereits privat eine schwierige Phase durchmachen müssen, wie etwa eine Trennung oder finanzielle Schwierigkeiten. Der Arbeitsplatz wird dann nicht mehr zum Ventil, zu einer persönlichen Ablenkung, sondern zu einem Ort, an dem sich die Probleme nur noch verstärken. Und das kann schnell in einem Gefühl der Hilfslosigkeit enden: „Wie soll ich je wieder aus dieser Situation herauskommen?“
Ein weiterer Faktor, der zum Burnout führen kann, ist die übermäßige, ungesunde Unsicherheit über die eigenen Fähigkeiten, die unter anderem dazu führt, dass betroffene Personen das Gefühl haben, bestimmte Aufgaben nicht bewältigen zu können und daher mit einem ständigen Gefühl der Minderwertigkeit konfrontiert werden. Sehen Sie sich dazu unsere Infografik zum Imposter Syndrom an.
Zusätzlich kann ein Teammitglied sich schnell allein und im Stich gelassen fühlen, wenn das Zusammengehörigkeitsgefühl im eigenen Team nicht gegeben ist – etwas das die Psyche stark belasten kann. Es ist ein Problem, das mit der Art und Weise zusammenhängt, wie wir in den vergangenen Jahren gearbeitet haben: denn ein starkes Team mit engen Beziehungen aufzubauen, kann sich schwierig gestalten, wenn Teammitglieder ausschließlich remote arbeiten.
Es sei gesagt, dass noch viel mehr Aspekte den Menschen in einen Zustand des Burnouts befördern können: sei es die fehlende Anerkennung der eigenen Arbeit, die Tatsache, dass bestimmte Unternehmenswerte nicht geteilt werden, das Gefühl des ständigen Wettbewerbs, die fehlende Aufmerksamkeit der Vorgesetzten, die ständigen Überstunden oder eine schlechte Bezahlung oder…
Die wichtigsten Symptom & Phasen eines Burnouts
Die am häufigsten auftretenden Symptome des Burnouts können sowohl körperlicher als auch emotionaler sowie verhaltensorientierter Natur sein. Eine Person, die sich in einem solchen Stresszustand befindet, kann sich ständig müde, gereizt und appetitlos fühlen. Auf einer psychologischen Ebene kann diese Person das Gefühl haben, gänzlich versagt zu haben, könnte die eigene Motivation verlieren und sich von Allem und Jedem abwenden. Dies kann sich unter anderem auch in drastisch gesunkener Produktivität oder dem Verzicht auf die Übernahme von Verantwortung äußern.
Grundsätzlich gibt es vier Phasen eines Burnouts:
1) Übermäßiger Enthusiasmus: Die Person übernimmt die anspruchsvollsten Aufgaben, ist sich jedoch noch nicht bewusst, dass sie emotional nicht in der Lage sein wird, diese zu bewältigen.
2) Arbeitsbelastung und starker Stress: Der Enthusiasmus lässt langsam nach und die Person merkt, dass sie viel zu viel zu tun hat und überfordert ist.
3) Frustration: Die Person fühlt sich wertlos und minderwertig, vor allem nach Durchlaufen der ersten und zweiten Phase.
4) Gleichgültigkeit und Rückzug: Als Reaktion auf das Erlebte zieht sich die Person zurück.
Und was versteht man nun unter einem Boreout?
Wenn wir uns die letzte Phase des Burnouts genauer ansehen, haben wir bereits einen Weg gefunden, das Boreout zu verstehen. Es handelt sich dabei nämlich um eine Art chronische Langeweile und ständige Apathie/Gleichgültigkeit gegenüber der ausgeführten Arbeit. Dabei kann ein Boreout zu ähnlichen Symptomen wie ein Burnout führen, wie etwa anhaltende Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen.
Der Grund dafür ist, dass eine Arbeit, bei der es keinerlei Anreize für den Menschen gibt und bei der er nichts tut was ihn auf irgendeine Art und Weise begeistert, auf lange Sicht sowohl psychisch als auch physisch ruiniert. Die Person verliert das eigene Selbstwertgefühl, die Sinnhaftigkeit des gewählten Jobs und kämpft mit Frustration.
Sie denken vielleicht: „Ach, das ist doch nur eine vorübergehende Phase!“, doch dem ist nicht so:
Eine Studie aus Finnland belegt, wie stark sich das Boreout auf die Mitarbeiterfluktuation in einem Unternehmen auswirkt, unter anderem in Form einer hohen Nachfrage nach dem Vorruhestand.
Was verursacht ein Boreout?
Die Ursachen können vielfältig sein: angefangen bei einer schlechten Arbeitsgestaltung, über ein uninspirierendes Umfeld oder die mangelnde Definition der zu erfüllenden Aufgabe, bis hin zu einem problematischen Abteilungswechsel.
Und auch das Gleichgültigkeitsgefühl, das wir durch die Pandemie entwickelt haben, indem wir uns daran gewöhnten, immer wieder die gleichen Dinge zu tun und kaum das Haus zu verlassen, kann einen erheblichen Einfluss darauf haben. Ebenso kann der heute so häufig propagierte Verzicht, bzw. die Entscheidung „nur das Nötigste“ zu tun, auf lange Sicht in Langeweile ausarten.
Was können Personalverantwortliche tun, um Burnout und Boreout innerhalb der Belegschaft zu vermeiden?
Was kann also getan werden, um solche Situationen zu vermeiden? Wichtig ist, dass HR-Verantwortliche eine regelmäßige Kommunikation zwischen dem Mitarbeitenden und dem Vorgesetzten, aber auch zwischen dem Mitarbeitenden und der Personalabteilung fördern.
Regelmäßige Gesprächsrunden, die einmal im Monat stattfinden oder anonyme Fragebögen, können eine gute Lösung sein, um herauszufinden, was in der Belegschaft vor sich geht und um im Laufe der Zeit ein Gespür dafür zu entwickeln.
Eine gute Verteilung des Arbeitsvolumens ist ebenso wichtig wie die Formulierung klarer, definierter und auf die Person angepasster Ziele. Sind diese Ziele zu unrealistisch gesetzt, kann dies zu einer Erschöpfung des Verantwortlichen führen, oder sogar zu einer kompletten Ablehnung der Aufgabe.
Die Förderung von Hybridarbeit kann eine gute Strategie sein, vorausgesetzt, man bemüht sich, die Eigenheiten und Möglichkeiten jedes einzelnen Mitarbeitenden zu verstehen. Denn nicht jeder funktioniert am besten im Homeoffice. Ein Beispiel: Wenn eine Person zu Hause ist, arbeitet sie vielleicht den ganzen Tag unkonzentriert, während sie im Büro viel mehr bei der Sache ist und mehr schafft. Wieso sollte diese Person also von zuhause arbeiten? Es ist deshalb essenziell, dass die HR-Abteilung häufig mit Managern und Teamleitenden spricht.
Und eines darf am Ende des Tages nicht vergessen werden: ob Burnout und Boreout, es sind zwei Seiten ein und derselben Medaille und beide Phänomene haben die gleichen Folgen auf die Mitarbeitenden sowie das Unternehmen selbst.