In einer Ära der Digitalisierung, des technologischen Fortschritts und des sozialen Wandels stehen Unternehmen vor tiefgreifenden Umbrüchen und werden auf eine harte Probe gestellt.
Welche Unternehmen sind in der Lage, sich den aufkommenden Trends, Chancen und Herausforderungen anzupassen? Welche Unternehmen schafften es innovative Strategien zu entwickeln, um sich im hart umkämpften Markt zu behaupten oder sich sogar als Marktführer zu positionieren? Und wie kann dies gelingen? Das Zauberwort der Stunde heißt Change Management.
Das Ziel? Fit für die Anforderungen von morgen zu sein und gleichzeitig mit den Anforderungen von heute Schritt halten zu können. Doch wie funktioniert Change Management, oder Veränderungsmanagement und warum ist es für den (langfristigen) Erfolg von Unternehmen so wichtig?
Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen und Erfolgsfaktoren von Change Management und zeigt auf, wie Unternehmen Veränderungen erfolgreich gestalten können.
Change Management: Diese Fakten sollten Sie kennen
Was ist Change Management? Einfach ausgedrückt ist es die koordinierte Steuerung von Veränderungen in einem Unternehmen – es umfasst alle Maßnahmen und Aktivitäten, die Unternehmen ergreifen, um Veränderungsprozesse zu gestalten.
Veränderungsmanagement ist ein strategischer Ansatz, um Veränderungen in einem Unternehmen effizient, effektiv und möglichst reibungslos, ohne große Widerstände – und im besten Fall mit maximalem Nutzen – zu gestalten.
Der Unterschied zwischen Change und Transformation
Change und Transformation sind zwei Begriffe, die in Unternehmen häufig verwendet werden, um Veränderungsprozesse zu beschreiben. Die beiden Begriffe werden oft synonym verwendet – es gibt jedoch wichtige Unterschiede. Sie können auf 2 Ebenen unterschieden werden:
- Breite und Tiefe
Change bezieht sich auf gezielte, oft kleine Anpassungen in einem Unternehmen. Es kann sich um Veränderungen von Systemen, Strukturen oder Prozessen handeln, um bestimmte Probleme zu lösen, Ziele zu erreichen oder Verbesserungen herbeizuführen. Solche Veränderungsprozesse haben einen klaren Anfangs- und Endpunkt und beschränken sich in der Regel auf einen bestimmten Bereich des Unternehmens.
Beispiel: Ein Unternehmen wechselt den Zulieferer, um Kosten zu sparen.
Transformation ist ein komplexer, umfassender und tiefgreifender Prozess. Es handelt sich um eine grundlegende Umgestaltung oder Neupositionierung des Unternehmens, die die Kultur, die Identität, die Werte oder die Strategie betreffen kann – quasi eine Umgestaltung der “genetischen Grundstruktur” – und betrifft entsprechend das gesamte Unternehmen.
Beispiel: Ein Automobilhersteller, stellt seine Produktion komplett auf Elektro um.
- Dauer und Zeithorizont
Change: Diese Veränderungsprozesse sind in der Regel kurzfristig und zielorientierter. Sie können Wochen, Monate oder ein Jahr dauern, je nach Komplexität des Prozesses.
Transformation: Transformationen sind langfristige Prozesse, die sich oft über mehrere Jahre erstrecken – oft ohne klares Ende in Sicht. Sie erfordern einen langfristigen strategischen Ansatz und können verschiedene Phasen durchlaufen.
Auf welche Art von Veränderung bezieht sich das Change Management?
Es gibt keine starren Definitionen nach dem Motto “Das ist Change Management und das ist es nicht” – grundsätzlich erfordert jede noch so kleine Veränderung im Unternehmen einen strukturierten Prozess und Change Management. Dennoch denken die meisten Menschen bei Change Management eher an tiefgreifende Veränderungen im Unternehmen.
In einem Artikel von Personio wird Change Management wie folgt definiert: “Change Management meint die Umsetzung ausgewählter Maßnahmen, um Abteilungen oder die gesamte Organisation tief greifend zu verändern und von einem Ausgangszustand zu einem definierten Zielzustand zu bewegen.“
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Warum brauchen Unternehmen Change Management?
Manche globale Veränderungen zwingen Unternehmen dazu, sich anzupassen und zu verändern: Sei es, um auf unseren hart umkämpften Märkten zu bestehen oder sei es, um sich von der Konkurrenz abzuheben und neue Wege zu gehen. Dazu gehören:
- Digitalisierung und technologischer Fortschritt: Die digitale Transformation (und hier sprechen wir wirklich von Transformation!) ist zu einem integralen Bestandteil der Wirtschaft geworden. Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle, Prozesse und Strategien anpassen und in digitale Kompetenzen investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
- Globalisierung der Märkte: Die Globalisierung hat Unternehmen weltweit in globale Wertschöpfungsketten eingebunden. Das bedeutet, dass Unternehmen in der Lage sein müssen, auf internationale Märkte und komplexe Lieferketten zu reagieren.
- Veränderungen in der Arbeitswelt: Die Erwartungen der Arbeitnehmer:innen haben sich gewandelt. Laut dem Edelman Trust Barometer “Special Report: Trust In the Workplace” im Jahr 2022 ist für 63 % der deutschen Arbeitnehmer:innen die Tatsache, ob sich ein Unternehmen für soziale Belangen engagiert, ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Arbeitsplatzes. Unternehmen müssen ihre Unternehmenskultur und -werte anpassen, um Talente anzuziehen und zu halten.
- Ökologische Veränderungen: Klimawandel und Ressourcenknappheit sind unumstrittene Herausforderungen – global. Der Global Risks Report 2022 zeigt, dass die Klimakrise als die größte langfristige Bedrohung für die Welt angesehen wird – Unternehmen müssen nachhaltige Praktiken einführen und ihre Lieferketten anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und ihren Beitrag zur Corporate Social Responsibility zu leisten.
In einem Artikel von Personio wird Change Management wie folgt definiert: “Change Management meint die Umsetzung ausgewählter Maßnahmen, um Abteilungen oder die gesamte Organisation tief greifend zu verändern und von einem Ausgangszustand zu einem definierten Zielzustand zu bewegen.“
Führungskräfte und HR-Expert:innen als Change-Expert:innen
Führungskräfte und HR-Expert:innen spielen in modernen Unternehmen eine zentrale Rolle als Change-Expert:innen. Ihre Aufgabe ist es, Veränderungsprozesse zu gestalten und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter:innen die notwendigen Fähigkeiten und das Verständnis für Veränderungen entwickeln. Dies erfordert nicht nur fachliches Wissen, sondern auch soziale und kommunikative Kompetenzen – so genannte Soft Skills. Es ist Aufgabe der Personalabteilung und der Führungskräfte, die notwendigen Ressourcen und Unterstützung bereitzustellen, um den Veränderungsprozess erfolgreich zu gestalten. In manchen Unternehmen gibt es auch spezielle Positionen für Veränderungsexpert:innen.
Übrigens: Veränderungen in einem Unternehmen können sowohl von der Führungsebene (top-down) als auch von der Belegschaft (bottom-up) initiiert werden.
Erfolgsrisiken im Change Management
Veränderungen gehen Hand in Hand mit Herausforderungen und Risiken. Es ist wichtig, diese Risiken zu erkennen und zu verstehen, um ihnen effektiv begegnen zu können. Einige der häufigsten Herausforderungen im Change Management, die Veränderungsprozesse erschweren & verlangsamen können, sind:
- Unklare Prioritäten und Ziele
- Unzureichende Ressourcenplanung
- Mangelnde Kommunikation und Transparenz
- Mangelnde Einbindung und Beteiligung der Mitarbeiter:innen an Entscheidungsprozessen.
- Widerstand aufgrund von Ängsten und Unsicherheiten der Mitarbeiter:innen, sowie mangelndem Verständnis oder mangelnder Überzeugung.
- Mangelnde Anpassungsfähigkeit und Flexibilität im Umgang mit Veränderungen.
- Schwierigkeiten bei der Integration neuer Technologien oder Systeme.
Erfolgsfaktoren im Veränderungsmanagement
Um diese Risiken zu vermeiden, erfordert ein erfolgreiches Veränderungsmanagement eine gezielte Vorbereitung und Umsetzung, wobei bestimmte Faktoren entscheidend sind, um sicherzustellen, dass die Veränderungen effektiv und reibungslos verlaufen. Dazu gehören:
- Ziele setzen: Erfolgreiche Veränderungsprozesse leben von klaren Zielen oder Visionen. Diese Ziele dienen als Richtschnur und Maßstab für den Erfolg eines Veränderungsprozesses. Klare Ziele geben allen Beteiligten Orientierung und machen Fortschritte nachvollziehbar.
- Mitarbeiter:innen Empowerment: Die Beteiligung der Mitarbeiter:innen ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Veränderungsprozessen. Werden sie frühzeitig miteinbezogen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Veränderungen akzeptieren und mittragen. Durch Workshops, Diskussionen und Feedbackmöglichkeiten wird die Zusammenarbeit und der Dialog zwischen Mitarbeiter:innen und Führungskräften gefördert.
- Teamentwicklung: Change Management erfordert das Engagement aller Beteiligten. Um das Teamklima zu verbessern und Zusammenarbeit und Engagement zu fördern, eignen sich Teambuilding-Maßnahmen.
- Coaching für Führungskräfte: Führungskräfte spielen im Change Management eine zentrale Rolle. Sie müssen nicht nur die Veränderungen vorleben, sondern auch ihre Teams durch den Prozess führen. Business Coaching ist eine effektive Methode, um Führungskräfte auf ihre Rolle im Veränderungsprozess vorzubereiten und ihnen die notwendigen (technologischen) Fähigkeiten und Werkzeuge an die Hand zu geben.
- Die richtigen Soft Skills: Konfliktmanagement, Kommunikation, Agilität und soziale Intelligenz sind entscheidend für einen erfolgreichen Veränderungsprozess.
- Die richtigen Methoden: Erfolgreiches Change Management erfordert systematisches Vorgehen. Dieses basiert auf erprobten Methoden und Werkzeugen zur Strukturierung des Veränderungsprozesses. Der Einsatz klar definierter Prozesse und Meilensteine trägt dazu bei, den Wandel effizient und effektiv zu gestalten sowie Risiken und Stolpersteine im Veränderungsprozess zu minimieren.
Top 5 Soft Skills im Change Management
Die richtigen Soft Skills sind entscheidend für den Erfolg:
- Konfliktmanagement: Konflikte sind in Veränderungsprozessen an der Tagesordnung. Ein konstruktiver Umgang mit ihnen ist entscheidend, um den Prozess reibungslos voranzutreiben. Effektives Konfliktmanagement erfordert Kommunikation und Empathie.
- Kommunikation: Regelmäßige Updates und klare Botschaften helfen, Unsicherheiten abzubauen und Vertrauen zu schaffen.
- Agilität: Veränderungen können unerwartet auftreten und erfordern von allen Beteiligten ein hohes Maß an Agilität. Agilität bedeutet, sich anzupassen und flexibel auf neue Entwicklungen zu reagieren.
- Soziale Intelligenz: Diese Fähigkeit ermöglicht das Verständnis komplexer sozialer Beziehungen und die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Gefühle der Mitarbeiter:innen. Soziale Intelligenz ermöglicht es Change Manager:innen, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen, die von Veränderungen betroffen sind, und ihnen zu helfen, die Veränderungen zu akzeptieren und mitzutragen.
- Führungskompetenz: Führungskräfte sind meist die treibende Kraft hinter Veränderungen. Klare Ziele und Motivation sind entscheidend, um die gewünschten Veränderungen zu erreichen.
Disclaimer: Dies sind natürlich nicht alle wichtigen Soft Skills.
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Die richtigen Methoden
Für die erfolgreiche Umsetzung von Veränderungen sind klar definierte und strukturierte Prozesse unerlässlich. Um diese Prozesse zu strukturieren und zu optimieren, wurden verschiedene Ansätze entwickelt. Im Folgenden wird einer davon vorgestellt:
Veränderungsprozesse planen: Von Strategie zu Taktik
Viele Modelle folgen den groben Schritten Planung, Steuerung, Kontrolle und Stabilisierung. Der erste entscheidende Schritt in einem Veränderungsprozess ist also die Planung. Denn eine erfolgreiche Veränderung braucht nicht nur eine Vision, sondern auch eine detaillierte Strategie, wie diese Vision umgesetzt werden soll. Doch was ist der Unterschied zwischen Strategie und Taktik?
Eine Strategie ist der Gesamtplan zur Zielerreichung. Sie legt die Richtung fest, die das Unternehmen einschlagen muss, um die gewünschten Veränderungen zu erreichen. Sie beinhaltet langfristiges Denken und klare Vorgaben für den gesamten Veränderungsprozess – Change Management als Ganzes ist ein strategischer Ansatz! Taktiken hingegen sind kleinteilige Maßnahmen zur schrittweisen Umsetzung einer Strategie.
Marcus Köhnlein beschreibt in einem LinkedIn-Post beispielhaft Phasen einer erfolgreichen Veränderungsstrategie – von Strategie bis Taktik:
- Jährlich: Es ist ratsam, sich einmal im Jahr Zeit zu nehmen, um an den Schlüsselelementen des strategischen Plans, der Execution Roadmap, zu arbeiten. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um (neue) langfristige Ziele zu setzen und zu überprüfen, ob Sie auf einem guten Weg sind.
- Vierteljährlich: Überprüfen Sie alle drei Monate Ihre Fortschritte und messen Sie Ihren Erfolg. Überprüfen Sie, ob die jährlichen Initiativen und Leistungsindikatoren wirksam sind. Legen Sie klare Prioritäten und Ziele für das nächste Quartal fest.
- Monatlich: Legen Sie Verantwortlichkeiten und Ergebnisse in monatlichen Besprechungen fest. Diskutieren Sie jede Quartalspriorität im Detail. Nutzen Sie diese Zeit, um alle Beteiligten detailliert in die Aktivitäten einzubinden.
- Wöchentlich/Täglich: Wöchentliche Besprechungen mit dem Team sind sinnvoll, um Prioritäten zu diskutieren. Analysieren Sie Kennzahlen, arbeiten Sie an den vierteljährlichen Prioritäten und behandeln Sie dringende Themen. Nehmen Sie sich täglich ein paar Minuten Zeit, um sich mit dem Team auszutauschen, Hindernisse zu identifizieren und die „Stimme“ Ihrer Mitarbeiter:innen zu hören.
Der schrittweise Ansatz ermöglicht es Unternehmen, von einer langfristigen Strategie zu taktischen Maßnahmen überzugehen. Er stellt sicher, dass Ihre Ziele nicht nur auf dem Papier stehen, sondern in die Realität umgesetzt werden. Die Kombination aus strategischem Denken und taktischer Umsetzung ist entscheidend für ein erfolgreiches Change Management.
Sind Sie bereit für die Veränderung?
In einer sich ständig verändernden Geschäftswelt ist effektives Change Management entscheidend für nachhaltigen Unternehmenserfolg – die Fähigkeit, Veränderungen wirksam zu managen und zu gestalten, kann den Unterschied zwischen Stagnation und Wachstum ausmachen. Die Welt wartet nicht: Nutzen Sie Veränderungen als Ihre Chance!