„Gutmensch“ ist das Unwort des Jahres 2015
Zum 20. Mal wurde in dieser Woche das Unwort des Jahres von einer diesbezüglich ehrenamtlich tätigen Jury aus Sprachforschern und Journalisten gewählt. 2015 stand ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise und deshalb ist auch das Unwort des Jahres eine Wortschöpfung aus diesem gesellschaftlich kontrovers diskutierten Thema.
„Gutmesch“ ist das Unwort des Jahres für 2015. Im sprachlichen Gebrauch sei „Gutmensch“ entgegen des eigentlichen Wortsinns ironisch umgekehrt und als Schimpfwort für Menschen gebraucht worden, die sich speziell im Zusammenhang mit Flüchtlingen helfend und sozial engagieren. Der Sprecher möchte dem Angesprochenen damit meistens eine übertrieben helfende Einstellung und damit zusammenhängende Naivität unterstellen. Besonders in Foren und sozialen Netzwerken sei „Gutmensch“ ein „Kampfbegriff gegen Andersdenkende“ von politisch Rechten und Konservativen gewesen, um so ihre Argumente zu diffamieren – so die Begründung der Jury zu ihrer Wahl.
Herkunft des Wortes
Das Wort taucht zum ersten Mal 1989 im Feuilleton einer Tageszeitung auf und wird von Autoren wie Rainer Jogschies, Matthias Horx und Klaus Bitterman verwendet. Doch schon Anfang der 90er wird der Begriff politisch im Zusammenhang mit „politischer Korrektheit“ verwendet.
Das Unwort des Jahres seit 1991
Die Verleihung für das Unwort des Jahres ist rückblickend auch ein Spiegel für das vorherrschende Thema, mit dem sich die Gesellschaft zur gegebenen Zeit beschäftigt. Speziell beim Blick auf die ersten Unwörter 1991 und folgende bemerkt man, das sich die Nachrichtenlage von vor 20 Jahren und heute offensichtlich sehr ähneln. Als erstes Unwort des Jahres wurde „Ausländerfrei“ gewählt und auf Platz 2 landete damals „Durchrasste Gesellschaft“ – ein Begriff der Edmund Stoiber in einer Rede über die Lippen gekommen ist. 1993 wurde dann „Überfremdung“ prämiert.
In den Folgejahren wurde die überalternde Gesellschaft zum Thema und folgerichtig 1996 dann „Rentnerschwemme“ auch zum Unwort des Jahres. Anfang des Jahrtausends machte dann der Irak-Krieg von sich reden und Wörter wie „Weiche Ziele“ oder „Gotteskrieger“ schafften es auf den ersten Platz. 2008 haben wir die EU-Finanzkrise und damit auch „Notleidende Banken“ als wichtigstes Unwort. Mit der Wahl wollte man die sprachliche Gleichsetzung von Banken mit real leidenden Menschen kritisch thematisieren. Interessanter Weise schafft es dann schon 2009 die „Flüchtlingsbekämpfung“ auf Platz 2 bei der Wahl zum Unwort des Jahres und das aktuelle Unwort „Gutmensch“ schaffte es 2011 auch schon auf den 2. Platz. Doch Platz 1 ging noch an Wortschöpfungen aus der Griechenlandkrise, wodurch 2011 „Alternativlos“ als Wortschöpfung der Bundeskanzlerin gewürdigt wurde.