Die neue Kollegialität in hybriden Arbeitsmodellen
Die Pandemie hat in vielen Bereichen unseres Alltags Spuren hinterlassen. So wurde unter anderem auch die Entwicklung von hybriden Arbeitsmodellen stark beschleunigt. Was in vielen Unternehmen einst lediglich als Notfallmanagement galt, wurde zur Routine. Das Arbeitsmodell Smart Working ermöglicht Millionen von Menschen, von zu Hause oder außerhalb der Unternehmensräume zu arbeiten und dabei Beruf und Privatleben besser unter einen Hut zu bringen.
Es ist für alle an der Zeit, sich an die äußeren Umstände anzupassen. Sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende sollten eine Veränderung der Art, des Orts und der Zeit der Arbeit priorisieren. Es entsteht etwas Neues, eine neue Art des Arbeitens. Doch das sogenannte Hybrid- oder auch Blended Working stellt Unternehmen auch vor bisher unbekannte Herausforderungen bezüglich sozialer Beziehungen.
Von Smart Working zu Blended Working
Der italienische Unternehmensverband Valore D beschäftigte sich in Zusammenarbeit mit dem Smart Working Observatory des Politecnico di Milano im Rahmen einer Studie mit diesem Thema. Die Arbeit wurde in dem e-Book „From smart to blended working: How the future of work will look“ von Harper Collins veröffentlicht und bestätigt, dass die Arbeitswelt tatsächlich vor einem Wandel steht und sich zu einem Modell hin entwickelt, in dem sich Smart Working und das traditionelle Arbeiten im Büro abwechseln.
Einer Umfrage zufolge werden in Zukunft 65 % der Unternehmen die Zahl der Fernarbeitskräfte erhöhen und 17 % haben vor, die Arbeitszeiten zu ändern. Die Verbreitung dieser neuen Gegebenheiten wird mit der Verbreitung neuer Technologien und einer Ad-hoc-Ausbildung Hand in Hand gehen.
Die Wahrnehmung dieser neuen Normalität
Eine Vielzahl an Arbeitnehmenden ist zufrieden mit den Vorteilen, die die neue Flexibilität mit sich bringt und froh darüber, nicht Vollzeit ins Büro zurückkehren zu müssen. Laut Accenture halten sogar 83 % der Mitarbeitenden ein hybrides Arbeitsmodell für optimal, bei dem zu 25-75 % außerhalb der Unternehmensräume gearbeitet werden kann. Auf der anderen Seite zeigen gleiche Untersuchungen, dass ein bestimmtes Modell für die Gesamtheit nicht durchsetzbar ist. So wünschen sich beispielsweise drei von vier (74 %) Personen der Generation Z mehr Möglichkeiten zu einer persönlichen Zusammenarbeit, während bei den älteren Generationen X und Babyboomer nur 66 % und 68 % der Arbeitnehmenden diesen Wunsch verspüren.
Es ist also klar, dass hybrides Arbeiten einerseits einige Vorteile mit sich bringt, doch andrerseits auch schwierige Herausforderungen birgt. Diese betreffen vor allem zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Fähigkeiten, die durch die Arbeit von Angesicht zu Angesicht gefördert werden könnten. Reflexion ist vor allem für jüngere Menschen wichtig, die möglicherweise noch nicht über ein etabliertes Netzwerk von Kontakten verfügen und in ihrer ersten Zeit am Arbeitsplatz beobachten, zuhören und Erfahrungen sammeln sollten.
Die Wahrnehmung einer neuen Kollegialität
In dieser neuen flexiblen und hybriden Arbeitswelt gibt es ein Element, das in den Mittelpunkt gerückt werden muss – eine „neue Kollegialität“. Denn wenn Menschen aus der Ferne arbeiten, muss die Kommunikation vorher geplant werden und es kann schwierig sein zwischenmenschliche Beziehungen zu KollegInnen aufzubauen.
In den Zeiten vor der Pandemie wurden Beziehungen und Interaktionen im Arbeitsalltag unter anderem auch durch beiläufige Situationen genährt und gepflegt, denen wir nicht einmal allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt haben: ein kurzer Austausch im Aufzug, eine kleine Pause und Tratsch vor der Kaffeemaschine oder ein Gespräch nach dem Meeting.
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass verbale und nonverbale Kommunikation von Angesicht zu Angesicht niemals durch Videocalls ersetzt werden kann und soll. Es geht lediglich darum, neue Lösungen zu finden, die traditionelle Kommunikationsarten in das Hybridmodell integrieren.
Unsere Tipps für mehr Interaktion im Hybridmodell
Menschen werden sich zukünftig mehr bemühen müssen ein Netzwerk aufzubauen und Beziehungen zu pflegen. Führungskräfte können eine Schlüsselrolle bei der Förderung sozialer Anlässe spielen, indem sie proaktiv jeden ermutigen, miteinander zu kommunizieren. So können sie beispielsweise verschiedene Gruppen miteinander verbinden und innerhalb der Arbeitszeit einen Zeitraum für einen virtuellen Kaffee oder eine gemeinsame Reflexion über die Bedeutung der Vernetzung schaffen.
Interne Chats, wie Slack oder Teams, die in Unternehmen verwendet werden, können auch für informelle Gespräche genutzt werden, oder man kann einen „Zufallsraum“ auf Google Hangouts erstellen und somit jedem der Lust auf Gesellschaft hat eine Teilnahme ermöglichen.
Für KollegInnen, die in der selben Stadt leben, können auch Treffen außerhalb des Büros als Gelegenheit zum Teambuilding organisiert werden.