„Ich kann allem widerstehen außer der Versuchung, mein Smartphone zu checken“ könnte man eines der bekanntesten Zitate Oscar Wildes an das einundzwanzigste Jahrhundert anpassen.
Hand aufs Herz, wann haben Sie das letzte Mal etwas erledigt, ohne sich dabei irgendwie ablenken zu lassen? Ist schon eine Weile her, oder? Das ist kein Wunder. In unserer hyper-vernetzten Welt ist es fast unmöglich, nicht ständigen Reizen und Ablenkungen ausgesetzt zu sein. Was aber sehr wohl möglich ist, ist sich nicht ablenken zu lassen und so letztlich mehr zu schaffen.
Der Schlüssel zu mehr Produktivität ist Monotasking.
Konzentration kommt zu kurz
Eine Person, die alles gleichzeitig macht, wirkt auf den ersten Blick produktiv, weil immer beschäftigt und integriert. De facto unterlaufen Multitaskern aber jede Menge Fehler. Denn wer sich immer auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren will, der verlernt es schließlich, wirklich aufmerksam zu sein und macht letztlich alles nur noch halbherzig (ohne es selbst zu merken). Das gilt für die Arbeitswelt ebenso wie für das Privatleben. Dort ist Mindfulness bereits etabliert als Methode, um Stress zu bekämpfen.
Wer Mindfulness – speziell Meditation – praktiziert, der weiß, dass Konzentration wesentlich schwieriger zu erreichen ist, als man meinen würde. Denn ebenso wie von außen, können Ablenkungen auch von innen kommen. Ein unkonzentrierter und unfokussierter Geist verhindert, dass Sie sich auf eine einzelne Aufgabe konzentrieren können.
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Ablenkungsfaktor Smartphone
Unser ständiger Begleiter ist der Erzfeind des Monotaskings, denn mittlerweile haben wir unser ganzes Leben in unserem Smartphone immer dabei. Wir nutzen es zum Kommunizieren, Arbeiten, für die Freizeitplanung, Finanzen, als digitales Fenster zur Welt, als Lehrer beziehungsweise Spickzettel, als Wetterfrosch, zum Nachrichten konsumieren und Erinnerungen teilen. Und das sind noch nicht einmal annähernd alle Möglichkeiten, die uns ein Smartphone bietet.
Egal, wozu Sie Ihr Smartphone nutzen, es ist keine gewagte These, wenn ich sage, dass auch Ihres ständig klingelt, piept und vibriert. Aber wie oft am Tag schauen wir eigentlich aufs Handy? Da gibt es, je nach Generation, große Unterschiede. Generell kann aber gesagt werden, dass der Durchschnittsdeutsche 84 mal pro Tag zum Handy greift.
So klappt es mit dem Monotasking
Setzen Sie sich ein klares Ziel und machen Sie sich einen Plan, wie Sie dieses schrittweise erreichen können. Das kann in Form einer To-Do-Liste sein, als Stufendiagramm oder Moodboard angelegt werden. Wichtig ist, dass Sie Ihre Ziele so visualisieren, dass sie erreichbar werden. Essenziell ist dabei, realistisch zu bleiben, vor allem wenn es um die Zeit geht, die Sie für das Erledigen von einzelnen Aufgaben brauchen werden.
Minimieren Sie jede Art der Ablenkung. Sorgen Sie zuerst einmal für Ruhe, indem Sie Benachrichtigungen abschalten. Das geht tatsächlich. Für jede Art der Benachrichtigung haben Sie in der Vergangenheit mal Ihr Einverständnis gegeben. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass Sie dieses Einverständnis jederzeit widerrufen und sich so von jeder Menge Gebimmel und Ablenkung befreien können. Und falls Ihnen das zu kompliziert ist, gibt es immer noch Optionen wie den Fokus- oder Flugmodus, und Programme auf dem Computer können geschlossen werden.
Die Vorteile von Monotasking
Mindfulness kann auch bei der Arbeit angewendet werden. Wer es schafft, sich auf eine einzelne Aufgabe, Unterhaltung oder Person zu konzentrieren, der wird schnell eine positive Entwicklung feststellen. Die bedeutendsten Vorteile des Monotaskings umfassen.
Optimierte Produktivität
Monotasking ist viel effektiver als Multitasking, wenn es darum geht, Produktivität zu maximieren. Wenn Sie sich nur auf eine Sache konzentrieren, arbeiten Sie eine Aufgabe nach der anderen ab und können so letztlich mehr Aufgaben an einem Tag erledigen und die Qualität Ihrer Arbeit verbessern.
Tieferes Vertrauen
Wenn Sie sich darauf konzentrieren, präsent zu sein, verbessern Sie Ihre Beziehungen zu den Menschen um Sie herum. Durch die Beseitigung von Ablenkungen, können Sie für andere da sein und sich mit ihren Mitmenschen auf einer tieferen Ebene verbinden und Vertrauen aufbauen.
Bessere Perspektive
Beim Monotasking geht es darum, im Augenblick zu leben. Wenn man sich auf das konzentriert, was man gerade tut, und nicht auf das, was man noch alles tun muss, verringert sich der Stress. Indem man die Vergangenheit loslässt und sich keine Gedanken über die Zukunft macht, kann man lernen, einfach mit dem glücklich zu sein, was man in der Gegenwart tut. Klingt esoterisch, ist aber so.
Geben Sie dem Monotasking eine Chance. Mit etwas Strategie und Geduld sich selbst gegenüber werden Sie schnell die Vorteile von ein wenig Mindfulness am Arbeitsplatz erkennen und genießen.
Disclaimer
Während ich diesen Text geschrieben habe, hatte ich in zwei Browsern 27 Tabs offen. Beim Zählen habe ich außerdem festgestellt, dass sich vier davon wiederholen. Ich habe 12 Nachrichten auf WhatsApp erhalten (gelesen habe ich davon aber „nur“ 5), eine Instagram-Benachrichtigung, vier Emails, 16 Teams-Nachrichten und Reaktionen, zwei Benachrichtigungen von der Kita über das Essverhalten meiner Tochter, eine Werbe-SMS für schnelleres Internet zu Hause (juhu, noch mehr Tabs) und zwei Benachrichtigungen, dass ich doch bitte meinen Laptop neu starten soll, um ein Update abzuschließen.
Sie sehen, ich selbst habe das mit dem Monotasking auch noch nicht so raus. Aber ich gelobe Besserung und stehe jetzt erstmal auf (daran, dass ich schon viel zu lange am Stück sitze, hat mich meine Smartwatch soeben erinnert) und gehe mir einen Kaffee machen. Ob ich es schaffen werde, mein Smartphone nicht mit in die Küche zu nehmen, um die restlichen WhatsApp-Nachrichten zu lesen, bleibt dabei mein Geheimnis…