Was sind die wichtigsten Trends für die Personalentwicklung in 2022? Welche Herausforderungen und Chancen im Bereich der Weiterbildung warten auf uns? Fragen, die jährlich im L&D Global Sentiment Survey aufgegriffen und analysiert werden.

Knapp 12.000 Stimmen aus über 100 Ländern konnten in den letzten 5 Jahren zusammengetragen und die Ergebnisse in Zahlen, Statistiken und Prognosen aufbereitet werden. Der Aus- und Weiterbildung wird seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Arbeitswelt zugeschrieben. Wer seine Mitarbeiterenden aktiv bei der Weiterentwicklung unterstützt, kann in mehrfacher Hinsicht davon profitieren, denn Learning and Development zählt längst zu den Kernbereichen einer modernen Unternehmensstruktur.

In unserem Masterclass Webinar mit L&D Experten Donald H. Taylor wurden im Februar 2022 die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Umfrage zu den Trends für die Personalentwicklung 2022 präsentiert. 180 Teilnehmende aus aller Welt nutzten die Chance, diese wertvollen Informationen aufzugreifen und in einem professionellen Umfeld zu besprechen. Die Tendenz für das Jahr 2022: Der Mensch steht im Zentrum.

Mit allen individuellen Bedürfnissen, den unterschiedlichen Talenten und Charaktereigenschaften. Begleitet von technischen Aspekten, dem Wunsch der Weiterbildung und den großen Fragen “Wie” und “Warum” L&D implementiert werden soll.

Unternehmen und Führungskräfte aus aller Welt beschäftigen sich mit dem Thema der Aus- und Weiterbildung des eigenen Fachpersonals. Sie wissen, eine kontinuierliche Lernstrategie ist wichtig, um in der modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein und Innovationen zu schaffen. Das L&D Global Sentiment Survey hat sich das Ziel gesetzt, die Eindrücke und Meinungen von ExpertInnen aus aller Welt einzufangen, relevante Kernbereiche zu analysieren und Zukunftstrends zu erkennen.

Jährlich wird der 1-minütige Fragebogen an Menschen aus dem L&D Bereich gerichtet. Die dominierende Frage dabei: “Was wird dieses Jahr im L&D Bereich am Arbeitsplatz angesagt sein?” Das Interesse ist auch im 9. Jahr groß, denn 3.500 Stimmen aus über 100 Ländern wurden registriert.

Zum ersten Mal wurden auch 400 Stimmen aus Afrika gezählt, ein neuer und wichtige Markt in der internationalen Auswertung. Jedes Jahr im Februar werden die Ergebnisse einem breiteren Fachpublikum präsentiert und die Ergebnisse, Zahlen und Statistiken zum Herunterladen bereitgestellt.

Die individuellen Antworten bieten einen faszinierenden Einblick in die Denkweise der Menschen und erlaubt es, mögliche Trends des kommenden Jahres zu erkennen, womöglich die ein oder andere Zukunfts-Prognose aufzustellen. Diese soll Unternehmen und L&D Experten in deren weiteren Strategieentscheidungen unterstützen.

Wie die Umfrage in den letzten Jahren eindrucksvoll verdeutlichen konnte, sind sowohl internationale Tendenzen als auch regionale Unterschiede erkennbar. Während sich eine klare Bewegung in Richtung einer adaptiven, personalisierten und nachhaltigen Lernstruktur abzeichnet, trifft man fortlaufend auf kleinere Meinungsdifferenzen, die unter anderem auf die jeweiligen Regionen zurückzuführen sind.

Während in den meisten Ländern der Welt die Aus- und Weiterbildung im Jahr 2022 klar dominiert, so wird dieser in Südamerika noch vom Faktor des kollaborativen, sozialen Lernens überstimmt. In Europa werden Faktoren wie kompetenzbasiertes Talentmanagement, Lernanalysen und vertiefende Beratung die größte Relevanz zugeschrieben. In Afrika sind Faktoren wie die virtuelle Realität und digitale Erreichbarkeit weltweit am wichtigsten.

Trotz alledem lässt sich auch in der Umfrage für die Trends für die Personalentwicklung 2022 eine klare Tendenz in Richtung einer personenbezogenen L&D Strategie erkennen. Knapp 30 Prozent der eingereichten Stimmen stellen klar den Mensch als Individuum ins Zentrum. Die Aus- und Weiterbildung steht seit 2 Jahren mit deutlichem Vorsprung an der Spitze der wichtigsten L&D Aspekte, gefolgt von Faktoren wie dem kollaborativen Lernen, dem Coaching und der Beratung.

Einen neuen, aber bereits sehr starken Einfluss hat seit diesem Jahr das kompetenzbasierte Talentmanagement. Mit über 7 Prozent bekommt diese Komponente ein größeres Gewicht als das Microlearning, das Einbinden von interaktiven Lernplattformen oder die zielorientierte Leistungsförderung.

Technologiefundierte Kriterien wurde in den letzten Jahren eine hohe Relevanz im Bereich der Personalentwicklung zugeschrieben. Die Umfrage für das Jahr 2022 zeigt dennoch einen neuen Trend: weg von technischen Aspekten, hin zu mehr menschenzentrierten Ansätzen.

Dies kann laut dem L&D-Experten Donald H Taylor unterschiedliche Gründe haben. In einer von uns digitalisierten Welt konnten sich eine Vielzahl an Technologien bereits gut in unsere Umwelt- und Lebensstrukturen einbinden. Für viele Menschen mittlerweile selbstverständlich, werden diese L&D-Maßnahmen erfahrungsgemäß wenig beachtet. Sind für Mobilgerät optimierte Inhalte infolgedessen irrelevant in der Aus- und Weiterbildung? Nein, sie werden nur von den Befragten nicht mehr als maßgebende Trends der Zukunft angesehen, da sie bereits in der Gegenwart angekommen sind.

In der neusten Umfrage konnten vor allem menschenbezogene Aspekte an Zustimmung gewinnen. Weitere Gründe werden in den veränderten Bedingungen im Umfeld bzw. der Umwelt gesehen. Ein Wandel, der die Wirtschaft- und Arbeitswelt vor neue Herausforderungen stellt. Eine Herausforderung, die in Zukunft das Zusammenspiel von Mensch und Technologie fordert. Weiterbildung, Training und Technologien vereint – mit dem Menschen und dessen Bedürfnissen und Talenten im Fokus.

Stetig wechselnde Lebens- und Arbeitsbedingungen stellen Unternehmen vor neue Aufgaben. Vielen fällt es schwer, Prioritäten zu setzten. Als größte Schwierigkeit wird von L&D-ExpertInnen die effektive Einteilung von Budget und Ressourcen, die Implementierung und die Organisation von hybriden Arbeitsmodellen sowie die Förderung des Engagements wahrgenommen. Wie werden Mitarbeitende bestmöglich motiviert und unterstützt? Wie werden Ressourcen richtig eingesetzt? Wie werden hybride Arbeitsstrukturen etabliert und gepflegt?

Die Frage nach dem “Wie” dominiert klar, doch auch das “Warum” gewinnt an Bedeutung. Das Sammeln, Analysieren und Auswerten von Daten könnte in vielen Fällen Aufschluss geben. Eine richtige und effektive Erhebung, Verarbeitung und Nutzung der Daten sollte dafür die Basis sein. Auch wenn technikbezogene Faktoren wie die Lernanalyse, das adaptive Lernen und die künstliche Intelligenz weniger wichtig in Bezug auf die Trends für die Personalentwicklung 2022 angesehen werden, so darf deren Relevanz im L&D-Handlungsspektrum nicht unterschätzt werden. Denn wer es schafft, Menschen, Technik und Weiterbildung erfolgreich zu vereinen, hat gute Chancen, den Herausforderungen im Jahr 2022 und darüber hinaus, gewachsen zu sein.

Um Aus- und Weiterbildungskonzepte erfolgreich im Unternehmen einzubinden, ist es wichtig sowohl die eigene Branche und Konkurrenz, sowie das größere geschäftliche Umfeld zu kennen und zu verstehen. Donald H Taylor visualisiert die Reise zum Erfolg gerne anhand eines Gletschers: Der Weg zur Spitze ist steil und fordernd; die Begebenheiten bis dorthin verändern sich ständig. Liegen zu Beginn die Bemühungen in der Schulung und Grundausbildung der Mitarbeitenden sowie dem Erhalt der Fachkompetenzen, so sollten diese in weiterer Folge durch taktische Verhaltensänderungen und dem Ausbau von weiteren Fähigkeiten ergänzt werden.

Denn an der Spitze des Erfolges warten viele Veränderungen und neue Herausforderungen auf das Unternehmen und seine Belegschaft. Es gilt, sich auf neue Zeiten, neue Erwartungen und Begebenheiten, neue Trends vorzubereiten. Gemeinsam sollten innovative Strategien entwickelt werden und sowohl interne als auch externe Einflüsse wahrgenommen und in die Weiterbildungsstruktur eingebunden werden. Wie das Wort Learning and Development, auf Deutsch Lernen und Entwickeln, so schön zusammenfasst, liegt der Erfolg in der kontinuierlichen Weiterentwicklung und dem Verlangen, stetig Neues zu erlernen.