Warum die Arbeit vor der Webcam müder macht als man denken sollte – und was man dagegen tun kann.
Was ist eigentlich Zoom-Müdigkeit?
Seit Beginn der Pandemie schon müssen sich viele von uns morgens nicht mehr „richtig“ anziehen, einen überfüllten Bus nehmen oder im Stau stehen. Sie warten auch nicht mehr in der Kantine auf Ihr Essen oder machen Smalltalk mit Kollegen. Tatsächlich arbeiten Sie seit Beginn der Kontaktbeschränkungen und des weltweiten Lockdown bequem von zu Hause aus. Und trotzdem sind Sie am Ende des Arbeitstags völlig erschöpft – vielleicht sogar noch mehr als früher, als Sie noch nicht einfach zu Hause bleiben und von dort aus arbeiten sollten.
Mit „Zoom Fatigue“ hat dieser Überforderungszustand der Corona-Pandemie bereits einen Namen. Auf Deutsch nennen wir das Phänomen schlicht „Zoom-Müdigkeit“.”
Speexx ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit Niederlassungen auf 4 Kontinenten. Für uns sind Video-Meetings seit Jahren ein wesentlicher Teil des Arbeitsalltags. Deshalb glaube ich, dass wir tatsächlich ein wenig Erfahrung damit haben, wie man die Zoom-Müdigkeit in den Griff bekommt. Ich habe bei Speexx herumgefragt, und hier finden Sie unsere Tipps und Tricks.
Was verursacht Zoom-Müdigkeit?
Sie setzen Zoom oder eine andere Videoplattform bei geschäftlichen Besprechungen, Familienfesten oder für ein Glas Wein oder ein Bier mit Freunden ein? Ich habe auf Zoom auch schon private Geburtstagsfeiern und Hochzeiten gesehen.
Da sich momentan praktisch alle unsere sozialen Aktivitäten – außerhalb des engsten Familienkreises – in derselben technischen Umgebung abspielen, ist es kaum verwunderlich, dass uns die immer selbe Software oder ein bestimmtes Werkzeug allmählich auf die Nerven gehen. Das wird einfach öde.
Außerdem zwingt die Kommunikation per Video zu mehr Anstrengung bei der Verarbeitung nonverbaler Signale. Das Gehirn ist aufmerksamer als sonst, sucht zwischen all den Bildern nach Gesichtsausdrücken, hört auf Ton und Lage der Stimmen und registriert Mimik und Körpersprache. Das verbraucht mehr Energie, als man denkt, und diese Unstimmigkeit zwischen Körper und Geist ist einfach nicht natürlich.
Wenn man sich selbst vor der Kamera sieht, kann das auch verunsichern. Sobald wir uns zu sehr bewusst darüber sind, dass wir beobachtet werden, werden wir unsicher. Wir bekommen Lampenfieber. Wir fangen an, darüber nachzudenken, wie wir aussehen, was wir sagen, wie unordentlich unser Home-Office ist und was unsere Kollegen wohl über unsere Wohnungen oder die Bücher im Regal denken. Auch das kostet Energie.
Ganz zu schweigen von der ständigen Angst davor, dass die Verbindung abbrechen oder alles von Echos überlagert werden könnte, während uns eine Ansammlung mehr oder weniger freischwebender Köpfe anstarrt.
Einfach gesagt: Das Ganze ist ermüdend, weil es nicht natürlich ist!
Was Sie gegen Zoom-Müdigkeit tun können
Kommen wir zu ein paar Maßnahmen gegen Zoom-Fatigue, die bei uns ganz gut funktioniert haben.
Schauen Sie nicht in den Spiegel
Sich im Gespräch ständig beobachtet zu fühlen, ist schon sehr unangehm. Wenn Sie sich dabei selbst wie in einem Spiegel reden und gestikulieren sehen, ist das oft noch schlimmer. Fast so wie bei einem Video, in dem man sich selbst sieht und hört. Viele Menschen mögen das einfach nicht.
Die Lösung? Blenden Sie die Anzeige aus.
Schalten Sie einfach die Anzeige Ihres eigenen Kamerabildes auf ihrem Bildschirm ab. Falls es auf Ihrer Plattform nicht möglich ist, die Anzeige der eigenen Übertragung zu blockieren, können Sie das Bild auch mit einem Stück Papier oder einem Post-It überdecken.
Sie können die Kamera natürlich auch hin und wieder deaktivieren. Aber wir empfehlen in der Regel, sie eingeschaltet zu lassen, weil vielen Menschen das Gespräch von Angesicht zu Angesicht einfach leichter fällt – und wenn man sich (siehe oben) selbst dabei nicht sehen muss, umso besser.
Legen Sie Pausen ein
Genau wie in Ihrem üblichen Arbeitsumfeld sollten Sie zwischen den Meetings auch bei Videokonferenzen Pausen einlegen. Pausen machen wieder fit – stehen Sie auf, und gehen Sie ein bisschen herum, strecken Sie sich, trinken Sie ein Glas Wasser, oder bewegen Sie sich ein wenig.
Klare Grenzen und kurze Pausen sind wichtig. Sie schaffen einen Puffer, der uns hilft, uns besser auf eine andere, neue Aufgabe zu konzentrieren. Vor allem dann, wenn wir uns im Home-Office ständig zwischen privaten und beruflichen Aufgaben hin und her bewegen.
Nebenbei: Weitere Tipps zur Vereinbarkeit von Arbeit und Familie finden Sie in unserem E-Book zum Thema Work-Life Balance.
Machen Sie sich einen Plan
Wie oft waren Sie schon in einem dieser peinlichen Video-Calls, bei denen alle durcheinandergeredet haben? Oder aber das Schweigen schien endlos, weil man nicht wusste, wer als nächstes sprechen wird?
Das wird noch schlimmer und hakeliger, wenn einige Teilnehmer zu Hause schlechte Internetverbindungen haben und sich zeitversetzt zu einem Thema äußern, das andere schon längst abgehakt hatten.
Für berufliche und auch persönliche Gespräche ist es sehr sinnvoll, im Voraus eine Tagesordnung festzulegen, auf die sich während des Treffens jeder beziehen kann. Unterbrechungen sind schon schmerzlich und störend genug; bei Videokonferenzen aber können sie die Effizienz erheblich beeinträchtigen. So kann schnell eine halbe Stunde vergehen, ohne dass man weiterkommt oder gehaltvolle Informationen ausgetauscht würden. Eine Tagesordnung wird alle Teilnehmenden auf Kurs halten.
Verwenden Sie verschiedene Tools für verschiedene Zwecke
Wenn Sie beruflich ständig mit Microsoft Teams arbeiten, sollten Sie privat vielleicht Zoom in Betracht ziehen. Und wenn Zoom das bevorzugte Tool Ihres Arbeitgebers ist, können Sie mit Freunden und Familie zur Abwechslung auf FaceTime, Jitsi, Google Hangouts oder Skype umsteigen.
Für Video-Sprachtraining im virtuellen Klassenraum verwenden wir bei Speexx übrigens eine eigene Software. Während der ersten Monate der weltweiten Pandemie ist die durchschnittliche Nutzungszeit teilweise bis zu 400% gestiegen. Zum Glück leiden unsere Nutzer scheinbar nicht unter Zoom-Müdigkeit. Wenn Sie also mal was anderes als Zoom sehen wollen, können Sie sich gerne auch einen Test-Account von Speexx anschauen.
Und es gibt eine Menge anderer, sogar kostenloser, Alternativen auf dem Markt – Sie müssen also nicht den ganzen Tag auf dieselbe Anwendung starren, wenn Sie das nicht möchten. Hier haben wir einige weitere Empfehlungen für Sie zusammengestellt.
Führen Sie weniger Gespräche
Zum Schluss noch etwas ganz anderes: Sie haben bestimmt schon mal einen Konferenzraum mit der festen Gewissheit verlassen, dass “ für dieses Meeting auch eine E-Mail gereicht hätte.“ Dasselbe gilt für Videokonferenzen. Nur weil wir alle auf Distanz arbeiten, heißt das ja nicht, dass wir ständig miteinander verbunden sein müssen, wenn eine kurze Mitteilung per Slack oder ein altmodischer Anruf (kein Video erforderlich) auch ausgereicht hätte.
Besonders wenn es um persönliche Gespräche oder eher zwanglose Check-Ins (das sind bei uns Besprechungen zu denen wir kein Memo erstellen) geht, sind wir begeisterte Anhänger des „Walk and Talk“. Fragen Sie doch Ihre Kollegen, ob Sie tragbare Kopfhörer oder AirPods haben, dann können Sie beide während des Gesprächs eine Spaziergang machen – das ist ja jetzt wieder möglich. So bekommen Sie beide auch mal etwas Bewegung! Und es ist ja bekannt, dass Bewegung die grauen Zellen anregt.
Das Ende der Zoom-Müdigkeit!
Ich hoffe sehr, dass diese Tipps ein wenig dazu beitragen können, Ihre Zoom-Müdigkeit zu mildern. Aber vielleicht ist das Allerwichtigste nie zu vergessen, dass wir alle uns gelegentlich vor etwas fürchten, oder auch mal ängstlich und verunsichert sind. Allein diese Gefühle sind schon ermüdend. Das Beste, was wir also tun können, ist uns geduldig und flexibel zu zeigen und aufeinander aufzupassen – sei es über Zoom, FaceTime, Microsoft Teams oder irgendeine Kombination dieser Anwendungen. Seien wir einfach alle agil und zum Wandel bereit, und lassen Sie uns gemeinsam herauszufinden, was für unser Arbeitsumfeld am besten funktioniert.