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Das Metaversum: Science-Fiction oder greifbare Zukunft?

Studien haben gezeigt: Lernen gestaltet sich einfacher, wenn Inhalte visuell gestaltet und erlebbar aufgearbeitet werden. Dies erhöht die Chance, dass neue Informationen langfristig im Gedächtnis verankert werden. Das Metaversum baut auf diese Erkenntnisse und nutzt moderne Technologien, um die physische Realität mit der virtuellen Welt zu erweitern. Eine Methode, die in der Weiterbildung neue Handlungsmöglichkeiten schaffen kann. Doch was steckt hinter dem Begriff “Metaversum”? Welche Chancen bringt es in der Personalentwicklung? Und wie weit ist die Technologie bereits entwickelt?

Virtuelle Realität trifft auf physische Gegenwart. Science-Fiction auf greifbare Zukunft. Doch was heißt das? Josh Bersin versucht einfache Worte dafür zu finden. “Das Metaversum ist eine digitale Welt“ mit realen Menschen, die durch digitale Objekte dargestellt werden.“ Ermöglicht wird das alles durch das Zusammenspiel von Internet- und Webtechnologien und der Extended Reality, auch XR genannt. Zu den XR Technologien zählt die Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und die Mixed Reality (MR). Während die Virtual Reality es ermöglicht, mittels VR-Brille vollkommen in eine virtuelle Welt einzutauchen, wird bei der Augmented Reality die reale Welt um virtuelle Eindrücke erweitert. Die Verschmelzung von Raum und Zeit eröffnet neue Horizonte, auch im Bereich des funktionalen Lernens.

Die Einbindung einer virtuellen und erlebbaren Welt eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Sie wollen mehr über das Weltall erfahren, fliegen Sie in einer virtuellen Raumkapsel genau dort hin und sehen Sie es sich mit eigenen Augen an. Sie wollen eine Sprache erlernen? Besuchen Sie ein virtuelles Sprachkaffee am anderen Ende der Welt, ohne auch nur ihr Haus zu verlassen. Alles mit Hilfe des Metaversums, einer virtuellen Welt, die die reale Welt umso wertvolle Erfahrungen erweitern kann. Schon der Einstieg in die virtuelle Welt ist mit Lernen verbunden, da es Übung und Zeit benötigt, sich in dieser neuen Umgebung zurechtzufinden. Ist dies erstmals geschafft, steht einem neuem Lernerlebnis nichts mehr im Weg. Studien haben belegt, dass durch das Einbinden von virtuellen Faktoren Lernerfolg wesentlich beschleunigen und intensiviert werden können.

Berufliche Aus- und Weiterbildung ist am effektivsten, wenn Mitarbeiter die Lerninhalte in einem realistischen Arbeitsumfeld üben und umsetzen. Eine Sprache erlernt man am besten, wenn man sich mit den fremden Kulturen und Menschen auseinandersetzt. Mit der Unterstützung des Metaversums ist dies in der heutigen Zeit deutlich einfacher geworden. So können sich Lernende in virtuellen Räumen treffen, sich austauschen und neue Lernstoffe interaktiv trainieren. Alles, ohne das eigene Sofa verlassen zu müssen. Und dies kann auch noch wertvolle Zeit sparen, wie eine Case Study der US-Supermarktkette Walmart beeindruckend belegen. Trainingsinhalte, für die es früher 90 Minuten braucht, konnten in VR-Trainings in 20 Minuten vermittelt werden. Aber auch in der Medizin ist der virtuelle Patient seit Jahren ein probates Mittel für die Ausbildung der Studierenden. Selbst erfahrene Chirurgen üben in einer virtuellen Umgebung neue OP-Methoden, bevor sie an realen Patienten erprobt werden. Alles in einem sicheren, virtuellen Umfeld.

Eine virtuelle 3D-Umgebung kann für Unternehmen einen großen Mehrwert schaffen. Mitarbeitende können gemeinsam arbeiten, lernen und trainieren, ganz unabhängig von Zeit und Raum, sozialen Beschränkungen und wirtschaftlichen Voraussetzungen. In Zeiten der Pandemie ein wichtiges und zukunftsweisendes Model. Nicht verwunderlich, dass Tech-Konzerten wie Hyundai oder Samsung schon länger die virtuelle Ebene in ihren Arbeitsalltag einbinden.

So werden mittlerweile im Metaversum virtuelle Karrieremessen veranstaltet, interessante Bewerber angeworben und später mittels virtuellen Onboarding- und Schulungsprozessen kostengünstig, ortsungebunden und flexibel in das Unternehmen eingebunden. Virtuelle Konferenzen und Trainingseinheiten ermöglicht es Unternehmen, flexiblere Strukturen für ihre Belegschaft anzubieten.

Eine virtuelle Umgebung kann Zeit, Energie und Ressourcen sparen. Menschen sind weniger an Zeit und Ort gebunden, haben einen höheren Handlungsfreiraum. Denn ein weiterer großer Vorteil ist, dass Fehler erlaubt sind. Dies verschafft Menschen die Möglichkeit, Notfall- und Ausnahmesituation möglichst situationsgetreu, aber ohne reales Risiko zu üben. Dank XR-Technologie passiert weder der Technik noch den Lernenden etwas. Übungen können ohne großen Aufwand so oft wiederholt werden, bis sie wirklich sitzen. Zudem können mehr Mitarbeitende trainiert werden, sodass sich die Erstellungskosten für die virtuelle Umgebung schneller amortisieren. Militär, Feuerwehr und Polizei nutzen deshalb schon seit Jahren virtuelle Umgebungen für ihre Trainings, auch in der Chemie-Industrie werden Gefahrensituationen mit Hilfe von VR geübt. Lerninhalte effektiv und zeitsparend vermittelt.

Auch wenn das Metaversum und deren Technologie in manchen großen Firmen bereits Einzug genommen hat, fehlt auf internationaler Ebene weiterhin die entsprechende Akzeptanz und technische Bandbreite. Solange sich eine Videokonferenz mit PowerPoint-Präsentation nicht ruckelfrei übertragen lässt, solange braucht man auch nicht mit einer Bandbreite-verschlingenden Konferenz mit 1.000 Avataren in der virtuellen Welt kommen.

Die Technologie und Umsetzung sind bisher noch zu teuer, die nötige Bandbreite nicht überall verfügbar. Fragen des Datenschutzes müssen noch geklärt werden, denn theoretisch (und praktisch) lassen sich mit den Anwendungen genaue Verhaltensanalysen der Nutzenden durchführen. Bislang ist das Metaversum vor allem attraktiv für Marketing, Spiel und Spaß. Genau das darf beim Lernen nicht fehlen und könnte vielleicht der entscheidende Faktor für die zukünftige Nutzung für HR und L&D sein.